Der Begriff „Mutismus“ kommt von dem lateinischen Wort „mutus“ (= stumm) und bedeutet Verstummen. Mutismus ist eine psychisch bzw. psychosozial bedingte Kommunikationsstörung, bei der die betroffenen Kinder (seltener auch Erwachsene) nicht sprechen, sondern schweigen. Anders als bei einer psychogenen Aphonie, bei der die Stimme wegbleibt und die Betroffenen nur noch flüstern können, sind Mutisten durchaus fähig zur normalen Lautbildung und zum normalen stimmlichen Sprechen. Doch sie tun es nicht.
Wenn das Verstummen, die Sprechangst oder Logophobie nur in bestimmten Situationen auftreten, handelt es sich um selektiven Mutismus. Menschen, die darunter leiden, sprechen dann etwa nur im Kreis der Familie und verstummen, sobald Fremde zuhören, oder bringen gegenüber Personen des anderen Geschlechts kein Wort heraus. Mutismus kann leicht mit übertriebener Schüchternheit verwechselt werden, ist aber eine behandlungsbedürftige Störung, wenn er die Kommunikationsfähigkeiten stark einschränkt und in Alltag, Schule oder Beruf zu erheblichen Schwierigkeiten und starkem inneren wie äußeren Leidens- und Leistungsdruck führt.
Logopädie öffnet Wege aus dem Schweigen
Logopädie kann sehr gut bei Mutismus helfen und das normale Sprechen und Kommunizieren wieder ermöglichen. Doch dabei gibt es keinen Königsweg und keine Standardmethoden. Vielmehr muss die logopädische Therapie äußerst individuell gestaltet und vom Vertrauensverhältnis zwischen Patient und Therapeut getragen sein. Da weder das Sprachvermögen noch die Stimm- und Sprechfunktionen eingeschränkt sind, zielt die Therapie vor allem auf das Überwinden der Sprechangst und das Durchbrechen der ungünstigen Routinen ab. Hier greifen Logopädie und Verhaltenstherapie gewissermaßen ineinander.
Um sich an das (angst-)freie Sprechen zu gewöhnen und die Freude an der sprachlichen Kommunikation wiederzufinden, sind Selbstvertrauen und Mut ebenso wichtig wie das Gefühl, dass das Sprechen sich lohnt und das Gesprochene richtig ankommt. Die logopädischen Übungen und Strategien helfen beim Abbau von Scham, Angst und Stress. Trainiert werden auch Bereiche, die sich unmittelbar auf das Selbstvertrauen, die Offenheit und Extraversion auswirken und bei Mutisten oft beeinträchtigt sind, etwa das tiefe, richtige Atmen, die aufrechte Haltung, das sichere Auftreten und der harmonische Gang. Gegebenenfalls werden auch alternative Kommunikationsformen geübt, die das Schweigen kompensieren können.
Zum Lösen von äußeren und inneren Blockaden und zur bewussteren Innen- und Außenwahrnehmung kann die klassische logopädische Behandlung mit verschiedenen bereichsübergreifenden Therapiekonzepten ergänzt werden, etwa einer muskellockernden Kiefergelenkbehandlung (R.E.S.E.T.-Balancetechnik), Hörtraining, Entspannungstechniken oder ergotherapeutischen Übungen zur Sinnesschulung. Die in Frage kommenden Behandlungsansätze müssen natürlich immer zum jeweiligen Patienten passen, etwa zu Alter, Entwicklungsstand und Ausprägung der persönlichen Kommunikationsstörung.
Therapieraum Essen
Praxis für Physiotherapie, Ergotherapie und Logopädie für Kinder und Erwachsene
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