Eine organisch bedingte Stimmerkrankung oder Stimmstörung (Dysphonie) liegt vor, wenn die stimmbildenden Organe verändert oder geschädigt sind. Mögliche Ursachen dafür sind:

 

  • angeborene Fehl- oder Missbildungen des Kehlkopfs,
  • Kehlkopfverletzungen/Kehlkopftraumen,
  • Infektionen, z. B. Kehlkopfentzündung,
  • Überlastungsschäden, z. B. Stimmlippenknötchen („Sängerknötchen“),
  • Wucherungen am Kehlkopf,
  • Krebserkrankungen und Krebstherapiefolgen (z. B. Bestrahlungsschäden),
  • Operationen, z. B. Kehlkopfentfernung (Laryngektomie),
  • (hirn-)organische, neurologische oder neuromuskuläre Störungen im Bereich der Halswirbelsäule sowie
  • Lähmungen, z. B. Stimmlippenlähmung.

 

Organisch bedingte Stimmerkrankungen werden in aller Regel auf mehrere Arten behandelt. Je nach Befund helfen Medikamente bei der Heilung bzw. Kontrolle einer zugrundeliegenden Krankheit, etwa einer akuten oder chronischen Infektion, einem Krampfleiden oder einer Refluxerkrankung. Eine operative Therapie kann vorgenommen werden, um Tumore oder gutartige Gewebeveränderungen wie Wucherungen oder Knötchen an den Stimmbändern zu entfernen.

 

Eine logopädische Therapie wird in aller Regel erst dann verordnet, wenn das akute Krankheitsgeschehen abgeklungen oder die Wundheilung nach einer Operation abgeschlossen ist. Mit Hilfe der Logopädie bzw. des Logopäden können die Stimmfunktionen dann so weit als möglich wieder aufgebaut und normalisiert werden.

 

Hauptziel einer logopädischen Behandlung ist das Wiederherstellen und Erhalten einer normalen Stimme, Sprache und Kommunikationsfähigkeit. Bei der Stimmtherapie, die für jeden Patienten individuell erarbeitet und aufgebaut wird, geht es demnach immer um das bestmögliche Ausschöpfen der vorhandenen Ressourcen und Potenziale. Ist das Sprechen mit normaler Stimme nicht möglich, z. B. aufgrund von Gehörlosigkeit, wegen einer Gehirn- oder Nervenschädigung oder bei Stimmlosigkeit nach einer Kehlkopfentfernung, lernen die Betroffenen in der logopädischen Therapie den Umgang mit Ersatzfunktionen, Hilfsmitteln und alternativen Kommunikationskanälen (z. B. Gebärdensprache), um mit ihrer Einschränkung im Alltag besser zurechtzukommen.

 

Zu den Zielen der logopädischen Therapie zählen:

 

  • Harmonisierung der Atmung (gegebenenfalls ergänzende Atemtherapie durch den Physiotherapeuten),
  • Abbau von Über- und Unterspannungen im Bereich der Stimmlippen (Stimmbänder),
  • Verbesserung von Stimmqualität, Sprechtechnik und Artikulation,
  • Schulung der Körperwahrnehmung und Sinneswahrnehmung (gegebenenfalls ergänzende Ergotherapie) sowie
  • Aufbau bzw. Reaktivierung der Muskelfunktionen bei Kehlkopf- oder Stimmlippenlähmungen.

 

Für Morbus Parkinson (Parkinson’sche Krankheit, Schüttellähmung) wurde eine spezielle Art der logopädischen Stimmtherapie entwickelt, die sich seither auch bei anderen neurologischen Befunden bewährt hat. Sie dient der Verbesserung von Stimme und Stimmfunktion und hilft, die Kommunikationsfähigkeiten bei einem Fortschreiten der Krankheit länger normal zu erhalten.