Poltern ist eine Störung des Redeflusses, bei der das Sprechtempo meist erhöht und zudem starken und unregelmäßigen Schwankungen unterworfen ist. Weitere charakteristische Auffälligkeiten beim Sprechbild polternder Menschen sind:
- Auslassungen (z. B. von Lauten, Silben oder ganzen Wörtern),
- Verschmelzungen und Verschleifungen von Lauten (z. B. Vokalen, Konsonanten), Silben oder Wörtern,
- Veränderte (schwankende oder generell fehlerhafte) Artikulation,
- Veränderte Satzmuster (Satzbau), fehlerhafte Grammatik,
- Satz- und Wortabbrüche sowie
- häufiges Einschieben von „Flicklauten“ oder „Flickwörtern“, z. B. in Form von Interjektionen, Wiederholungen oder Umstellungen.
Das Poltern kann konstitutionelle oder hirnorganische Gründe haben. Je nach Ursache und individueller Ausprägung kann die Sprechstörung isoliert auftreten oder mit einer Sprachstörung, Hörstörung oder Aufmerksamkeitsstörung einhergehen. Poltern ist verwandt mit dem Stottern, das ebenfalls eine Redeflussstörung darstellt. Doch obwohl sich die Symptome und auch die logopädischen Therapieansätze bei den beiden Störungen ähneln können, sind Stottern und Poltern nicht dasselbe.
Poltern und Prosodie
Die Gesamtheit des Sprechens – in Unterscheidung zur reinen Lautbildung und Lautformung – wird als Prosodie bezeichnet. Dieser Begriff umfasst unter anderem das Betonen und Akzentuieren von Wörtern und Sätzen, das Sprechtempo und den Sprechrhythmus, zu dem auch der Wechsel von Sprechen und Sprechpausen gehört. Die Intonation von längeren Spracheinheiten, also die Satz- und Sprachmelodie, ist ebenfalls Teil der Prosodie.
Wie eine Melodie in einem Musikstück ist die Sprachmelodie mehr als die Summe ihrer Einzellaute bzw. Töne. Beim Sprechen und Kommunizieren werden teils lange und komplexe Melodiebögen gebildet, deren normaler Verlauf maßgeblich für das Verstehen und Verstandenwerden ist. Normalität ist dabei ein weites Feld, da jeder Mensch seinen eigenen Sprechstil hat. Nicht mehr normal bzw. auffällig im logopädischen Sinne sind Redefluss, Artikulation und Prosodie, wenn die Kommunikationsfähigkeit der Betroffenen dadurch deutlich gestört und eingeschränkt ist.
Redefluss und Strukturierung
Besonders problematisch ist das Kommunizieren, wenn beim Poltern zum überschnellen oder verwaschenen Sprechen Schwierigkeiten beim Strukturieren des Gesprochenen hinzukommen. Redeinhalte brauchen auch nachvollziehbare Bezüge, einen roten Faden und einen schlüssigen Aufbau. Nur so kann das Gesagte den Zuhörer erreichen und die innewohnenden Botschaften sicher transportieren, so dass sie auch richtig ankommen. Nebenthemen werden dabei ausführlich dargestellt, während es gleichzeitig nicht gelingt, das Hauptanliegen klar zu beschreiben.
Nicht selten haben polternde Menschen Sprech- und Kommunikationsschwierigkeiten, die über fehlerhafte Aussprache oder auffällige Prosodie hinausgehen. So neigen manche zum Monologisieren und lassen ihren Gesprächspartner kaum zu Wort kommen. Andere tun sich schwer damit, eine Aussage, die nicht verstanden wurde, verständlich umzuformulieren. Typisch für das Poltern ist auch, dass die Betroffenen sich ihrer Sprechstörung zwar grundsätzlich bewusst sind, sie jedoch in einer konkreten Sprechsituation nicht klar erkennen bzw. die Gründe für ein konkretes Verständnisproblem identifizieren können.
Logopädie hilft beim Harmonisieren des Redeflusses
Menschen, die poltern, leiden in aller Regel selbst unter ihrer Sprechstörung und deren Folgen, bekommen sie jedoch ohne eine gezielte logopädische Therapie nicht in den Griff. Durch das deutliche Störungs- und Einschränkungsbewusstsein und die mangelnde Sprechkontrolle bei gleichzeitig intaktem Sprachvermögen treten als Begleit- bzw. Folgeerscheinungen häufig Sprechängste, tiefgreifende Kommunikationsstörungen und andere psychische Probleme auf, die bei der logopädischen Therapie zusammen mit der Redeflussstörung gebessert bzw. ganz abgebaut werden können.
Zu den Inhalten der logopädischen Sprechtherapie bei Poltern gehören je nach Art und Ausmaß der Redeflussstörung:
- Übungen zum fließenden Sprechen und zur besseren Stimm- und Sprechkontrolle,
- Artikulationsübungen,
- Atemübungen zur Harmonisierung der Sprechatmung und des Redeflusses,
- Motorik- und Koordinationstraining,
- Übungen und Strategien zur besseren Strukturierung der Rede,
- Training der Wahrnehmung, der Aufmerksamkeit und Konzentration,
- Beratungs- und Aufklärungsgespräche zum besseren Verständnis der Störung sowie
- gegebenenfalls Einbeziehung des sozialen Umfelds (z. B. Elterntraining, Beratung der Angehörigen).
Sprechtherapie bei Therapieraum Essen
Wir helfen Ihnen, Ihre Sprechstörung abzubauen und ihre Kommunikationsfähigkeiten optimal einzusetzen. Wenn Ihr Arzt Ihnen Logopädie verschrieben hat, führen wir die Therapie entweder in unseren Praxisräumen in Essen oder im Rahmen von Hausbesuchen durch. Gern beraten wir Sie auch über die ganzheitliche Therapie von Sprech- und Redeflussstörungen und unterstützen Sie beim Meistern der alltäglichen Herausforderungen und Belastungen, die mit Kommunikationsproblemen Sprecheinschränkungen und Sprechängsten einhergehen.
Therapieraum Essen
Praxis für Physiotherapie, Ergotherapie und Logopädie für Kinder und Erwachsene
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